Alessandra beim Tätowieren

Tattoo Artist Alessandra

Italienische Leidenschaft im Hamburger Studio True Rebel

Hamburg hat nicht nur die Reeperbahn, schöne Architekturen und die Alster zu bieten. Die 29-jährige Italienerin Alessandra kam 2015 nach Deutschland, um sich in Hamburgs Tattoo Szene einen Namen zu machen. Mit Erfolg, denn heute arbeitet sie als unabhängige Künstlerin im Studio True Rebel. Uns erzählt sie von ihrer Vergangenheit in Turin, über negative Erfahrungen in ihrem Job und dem Traum vom eigenen Studio. 

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Von der Kunststudentin in Italien zur professionellen Künstlerin in Hamburg

Alessandra begann Illustration und Grafikdesign an der Academy of Fine Arts in Turin, Italien zu studieren. Ein guter Freund und bekannter Tattoo Artist wurde auf ihre damals aus Leidenschaft gezeichneten Comics aufmerksam und brachte sie der Tattoo Szene näher, als er ihr eine Ausbildung anbot. Damals war sie Teil der, wie sie bezeichnet, Underground Szene aus Rockern und Punkern, die die Wurzeln der traditionellen Tattoo Branche bildeten. Nach dem Abschluss ihres Studiums und der Ausbildung in Belgien entschloss sie, in Deutschland Fuß zu fassen. Dort wurde der Meilenstein für ihre noch junge Karriere als Tattoo Künstlerin gelegt, was ihr endlich das Gefühl gab, als richtige Künstlerin wahrgenommen zu werden. Photo Realistic ist heute das Spezialgebiet der Italienerin, auch wegen des Studiums, wo gelehrt wurde, das zu kopieren, was sich vor ihrem Auge befindet. Trotzdem mag Alessandra diesen Ansatz nicht besonders, da er ihr das Gefühl gibt, eine Kopiermaschine zu sein. Die Idee, ihre eigene Kunst in etwas zu verarbeiten, gefällt ihr besser, denn man sollte immer mit Stolz auf die vergangenen Arbeiten zurückblicken können. Außerdem interessiert sie sich für alles, was mit Kunst in Verbindung steht, von Abstrakt über Avantgarde bis hin zu Surreal. Dabei erwähnt Alessandra, dass sie ihre Inspiration aus der Vergangenheit, der Zeit des Studiums, aus ihren Comicbüchern und dessen Künstlern sowie aus Instagram holt. Hier verbringt sie mehr Zeit damit, Impressionen zu sammeln als ihren eigenen Account zu vermarkten. 

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Deutschland vs. Italien

Im Vergleich zwischen Italien und ihrer Wahlheimat Deutschland sei es ihrer Meinung nach sehr viel einfacher in Deutschland einen guten Lebensstil nachzugehen. Personen würden vom Staat unterstützt und es sei sehr viel mehr Geld im Umlauf. In Italien sei es sogar für Durchschnittsverdiener schwer, ein angemessenes Leben zu führen. Was besonders auffiele sei, dass die Kunst in ihrem Heimatland oft nicht als solches wahrgenommen werde und eine fast schon ignorante Haltung der Leute gegenüber Künstlern bestehe. In Hamburg fühle sich die Italienerin wohl, auch aus dem Grund, dass in der Hansestadt sehr viele internationale Menschen leben. Das Studio True Rebel auf Sankt Pauli, wo sie als unabhängige Künstlerin ihren Platz gefunden hat, und die sympathischen Kollegen machten es ihr von Anfang an leicht, Hamburg als ihre neue Heimat zu identifizieren. 

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Die Schattenseiten des Business

Ein Thema, über das nicht sehr oft gesprochen wird, sind negative Erfahrungen in Bezug auf den Job als Tätowierer. Alessandra traut sich und spricht mit uns offen über unprofessionelle Studios und die Kehrseite des Jobs.  
 
Auf der einen Seite habe der Trend um die Tattoos viel Positives im Leben der Tätowierer hervorgebracht. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung haben viele Künstler die Chance, auf sich aufmerksam zu machen und ihre Kunst mit der Welt zu teilen. Andererseits sähen viele Leute der Branche den Hype um die Tattoos als einfache Gelegenheit, um schnelles Geld zu machen, ließen dabei jedoch Ehrlichkeit und Respekt in Bezug auf Mitarbeiter und Kunden außer Acht. England, Belgien und die USA sind weitere Länder, in denen sie neben Deutschland und Italien noch in Studios gearbeitet hat. Sie erzählt von unfassbaren Zuständen in Studios, die arme Künstler aus dem Osten ausnehmen und für Hungerlöhne arbeiten lassen oder Kunden, die ihre Tattoos mit Farbe gestochen bekommen haben, die eigentlich zum Sprühen von Autos verwendet werden. Das Arbeiten in Studios vergleicht sie mit einer Beziehung. Am Anfang ist man durch die rosa-rote Brille noch glücklich und zufrieden, während es mit der Zeit, in der man wächst und sich weiterentwickelt, kriselt und die Aussage und das Konzept des Studios vielleicht nicht mehr mit den eigenen übereinstimmen. Dann sei für sie der Zeitpunkt gekommen, das Studio zu verlassen. Neben dem Studio kann das Tätowieren an sich zur echten Herausforderung werden, da es nicht immer nur um das bloße Stechen mit Nadel und Farbe geht. Ein Tätowierer sei gezwungen, oft stundenlang einer fremden Person sehr nahe zu sein und manchmal unfreiwillig deren Geschichten ausgesetzt zu sein. Dabei gehe es nicht selten um Kunden, die ihre intimsten und tragischsten Details aus deren Leben mit dem Tätowierer teilen. Ein Tattoo inklusive psychologischer Beratung sozusagen. Dies erfordere nicht nur mentale, sondern auch persönliche Energie und eine dicke Haut, die man laut Alessandra als Tätowierer mitbringen sollte. 

Quelle: Instagram @alessandravvvtattoo
Quelle: Instagram @alessandravvvtattoo
Quelle: Instagram @alessandravvvtattoo
Quelle: Instagram @alessandravvvtattoo


Natürlich überwiegen trotz alledem die positiven Erfahrungen, die sie über die Jahre gesammelt hat. Was sie besonders an ihrem Job liebt, sei das Gefühl der Freude und die positive Energie, die sie nach einem zufriedenen Kunden verspürt. Zwar sei der Job des Tätowierers nicht mit dem eines Arztes zu vergleichen, der die Welt verändert und unersetzlich ist. Trotzdem sagt Alessandra: „Ich bringe Positives in die Gesellschaft, indem ich den Menschen Schönheit in Form von Kunst nahebringe.“ Für die Zukunft wünscht sie sich ein eigenes Studio, eine Art Parallelleben in Hamburg und Turin und wieder ihrer ursprünglichen Leidenschaft, dem Zeichnen von Comics und Illustrationen, nachzugehen. „Ich habe noch so viel zu sagen. Ich liebe es zwar meine Zeit mit Leuten zu verbringen, aber manchmal ist es noch schöner mit den Menschen in meinem Kopf zusammen zu arbeiten. Ohne jegliche Anspielung auf Schizophrenie.“ erklärt Alessandra lachend.

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