Quelle: Instagram @drunken_sailor_fr
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Drunken Sailor

Wie ein unerfahrener Künstler sein Studio aufbaute  

Im Oktober 2018 eröffnete der Tattoo Artist Flo mit verhältnismäßig wenig Erfahrung sein erstes eigenes Studio in Bingen am Rhein. Nach anfänglichen Ängsten und negativen Erfahrungen der Szene baute sich der 35-Jährige jedoch innerhalb von kürzester Zeit einen großen Kundenstamm auf und zog nach wenigen Monaten schon in eine größere Ladenfläche.

Quelle: Instagram @drunken_sailor_fr
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Das Team 

Neben Flo, der sich auf Comics, Traditional und Fineline spezialisiert hat, trifft man in seinem Studio auf seine Azubine und einen Gasttätowierer aus Berlin, der die Kunden mit dem Wunsch nach Realistic und Portrait Motiven versorgt. Mit der ersten studioeigenen Auszubildenden ist er rundum zufrieden und schätzt ihren Fleiß und die Lernbereitschaft. Flo hatte sie damals über Facebook kennengelernt und war von ihren Zeichnungen und Hand Poke Arbeiten, welches sie an sich selbst übte, begeistert. Heute sticht sie Sketch, Blackwork und Black and Grey Tattoos und ist aus dem Drunken Sailor-Team nicht mehr wegzudenken. Der Name stammt übrigens von Flos Liebe zu den Old School und Traditional Stilrichtungen. Als er eines Tages zufällig das irische Lied „Drunken Sailor“ hörte, bekam er den Namen nicht mehr aus seinem Kopf und beschloss durch die Verbindung von Old School und der Seefahrt sein Studio auf den Namen „Drunken Sailor“ zu taufen. Heute bekommen Kunden regelmäßig Ohrwürmer, wenn sie den Namen des Studios nur lesen und verpassen diesem so einen einprägenden Wiedererkennungswert. 

Die Geschichte hinter Flo 

Flo erinnert sich, dass er schon immer viel und gerne gezeichnet hat. Damals rieten seine Lehrer sogar, ihn auf eine Kunstschule zu schicken, um sein Talent weiter zu fördern. Während seiner Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur war der heutige Studiobesitzer ein gern und häufig gesehener Gast in den Tattoo Studios in seiner Umgebung. Er arbeitete nebenbei in einem Studio, erlernte dort wesentliche Grundkenntnisse des Tätowierens und half beim Aufräumen. Es dauerte nicht lange, bis der Besitzer des Ladens auf seine Zeichnungen aufmerksam wurde und ihm einen Ausbildungsplatz anbot. Die anfängliche Euphorie wurde schnell durch die Realität und das Schicksal gedämpft als Flo erfuhr, dass der Besitzer aufgrund von hohen Geldstrafen ins Gefängnis musste. Sein gelernter Beruf, in dem er anschließend für lange Zeit arbeitete, hatte ihn nie erfüllt und glücklich gemacht. Flo zog es immer mehr in die kreative Schiene, indem er Logos entwarf, sowie T-Shirts und Merchandise herstellte. Wie es das Schicksal wollte, erfuhr er durch Zufall von einem Tätowierer, der einen Lehrling suchte. Mit der Ausbildungszusage begann eine lehrreiche Zeit, die von negativen Aspekten geprägt wurde. Hungerlohn, wenig Kundschaft und das Ausnutzen seines kreativen Talents. Als der damalige Studioleiter eines Tages einen Vertrag aufsetzte und ihm Flo zur Unterschrift vorlegte, zog er endlich die Reißleine. Eine Bindung von 3 Jahren, ein Verbot innerhalb eines Umkreises von 50 km als Tätowierer zu arbeiten oder 30.000 € Schadensersatz, wenn schlecht über den Studiobesitzer geredet wird, waren nur einige absurde Inhalte des Vertrags. Nach einer weiteren negativen Erfahrung in einem anderen Studio hatte Flo endlich genug und er machte den mutigen Sprung vom Angestellten zum Studiobesitzer. Trotz der wenigen Erfahrungen als Tattoo Künstler war sich Flo sicher, diesen Schritt zu meistern und aufgrund seines prägenden Karriereweges alles anders und besser zu machen.   


Das Studio heute 

Ein wichtiger Aspekt, den Flo auf seinem Weg zum Tätowierer gelernt hat und ihm bis heute wichtig ist, ist die persönliche Bindung zum Kunden. Er versucht mit seiner witzigen und lockeren Art jedem Kunden den Aufenthalt in seinem Studio so angenehm wie möglich zu machen. Das beinhaltet großzügige Arbeitsbereiche, individuelle Beratung und Süßigkeiten für die Kunden. Der im Schaufenster erkennbare Schriftzug „Custom Art“ ist keine leere Versprechung. Studioleiter Flo sticht keine 1-zu-1-Kopien anderer Tätowierer, sondern liebt die Individualität und Einzigartigkeit jedes einzelnen Tattoos. Erst neulich hatte eine Frau den Wunsch nach einer Unendlichkeitsschleife für ihren verstorbenen Mann und Hund. Wir kennen alle das Image dieses Motives und deswegen wundert es nicht, dass Flo dies ablehnte, daraufhin aber ein neues Design in Anlehnung an das Unendlichkeitszeichen in Form einer Krebsschleife entwarf. Nach der Sitzung verließ eine weitere glückliche Kundin das Drunken Sailor Studio in Bingen am Rhein.

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