

Die dunkle Darstellung des Todes
Wir sprechen nicht häufig über ihn, aber trotzdem ist er allgegenwärtig und betrifft uns alle: der Tod.
Um ein Sinnbild und die Unvermeidbarkeit des Todes aufzuzeigen, wurde der Sensenmann ins Leben gerufen. Auch Schnitter, Todbringer oder der Knochenmann genannt ist er eine aus dem Mittelalter stammende personifizierte Allegorie des Todes.
Seine Herkunft aus der Bibel und der Antike

Der Sensenmann lässt sich zuerst in der Zeit des 14. Jahrhundert finden. Zu dem Zeitpunkt sind Millionen von Menschen Pestepidemien zum Opfer gefallen. Um diese zahlreichen Tode verarbeiten zu können, wurde der Tod an sich veranschaulicht, denn dieser ist weder greifbar noch sonst abbildbar. Genauso wurde übrigens mit der Liebe verfahren, die auch nicht erfassbar ist. Sie wurde personalisiert und als der Engel Amor dargestellt.
Die Menschen haben aber auch schon früher versucht, sich den Tod vorstellbar zu machen, indem verschiedenste Kulturen sogenannte Totengötter erschufen. Sie gelten vor allem in der westlichen Kultur als die Vorreiter des Sensenmanns. So ließ sich der Schnitter anfänglich als der sensenbewaffnete Arbeiter aus der Landwirtschaft aus der Bibel ableiten. Aus der Bibel geht weiter hervor, dass mit dem Tod der vierte Reiter der Apokalypse, noch bestehend aus dem Krieg, dem Hunger und den Seuchen, gemeint ist. Dieser wird zu der Zeit als unverhülltes oder verhülltes Skelett beschrieben, erscheint zudem auf einem „fahlem Pferd“. In kulturellen und künstlerischen Werken, wie Kirchenverzierungen und Gemälden von Dürer oder Wasnezow, wurde der Sensenmann beispielsweise als einer der vier Reiter dargestellt.
In der antiken Mythologie herrschte der Schnitter, im alten Griechenland als Hades bekannt, über die Unterwelt und stellte den Übergang der Sterbenden sicher, wie ebenfalls im alten Griechenland der Gott Thanatos. In der römischen Geschichte hieß der Gott bereits „Mors“, übersetzt „der Tod“. Diese Götter wurden also weder zu den Lebenden noch den Toten gezählt, sondern in einer Form dazwischen.
Seine Attribute und Darstellung
Die Darstellung des Sensenmanns als knochiges Skelett mit schwarzer Kutte, seiner Sichel und teilweise auch mit einer Sanduhr ist auf der ganzen Welt bekannt. Jedoch hatte der Sensenmann diese Attribute nicht alle von Anfang an.
Nach der Pestwelle im späten Mittelalter wurden erstmals Skelette in der europäischen Kunst und Mystik abgebildet. Sie wurden als „Totentanz“ bezeichnete Kunstform verewigt. Der Sensenmann war also noch unbekleidet oder in einfache Leinen gehüllt, die schwarze Kutte bekam er erst später. Diese soll das kahle Skelett verbergen oder einfach zeigen, dass sich unter der Kutte nichts befindet, der Tod also körperlos ist.
Das wohl bekannteste Attribut des Sensenmanns ist seine Sichel. Dieses aus der Landwirtschaft stammende Werkzeug bildet die Vergänglichkeit ab. In der griechisch-römischen Antike auch als Werkzeug des Todes bekannt, wird mit dieser der Lebensfaden bei Eintritt des Todes durchtrennt und die Seele vom Körper geerntet. Ebenso führte das Werkzeug des Schnitters die Aussage „Jetzt ist Sense“ ein, zu verstehen als: „Jetzt ist Schluss“. Die Sense steht zudem auch unterschiedslos für das Ende des Lebens aller Menschen, unabhängig davon, welchem Stand sie angehörten. Einfach gesagt gab es im Mittelalter bereits die Vorstellung, dass alle Menschen im Tod gleich sind.
Die weniger bekannte, doch assoziierte Sanduhr repräsentiert die ablaufende Zeit der Menschen und ist ein Symbol des Sensenmanns, dass er auf den eintretenden Tod wartet, um ihr Leben zu beenden.
In anderen Kulturen, wie beispielsweise in den Walküren, wird der Sensenmann als Seelenbegleiter, bildlich als Todesengel, dargestellt. In Ägypten ist die ägyptische Göttin Nephthys, die Göttin des Todes, ebenfalls ausgestattet mit einer Sichel, bekannt. Am bekanntesten ist der Sensenmann jedoch weiterhin als Skelett mit seiner schwarzen Kutte als umhüllte Gestalt und seiner Sichel.
Der Sensenmann als Tattoo Motiv
Mit dem Sensenmann als Motiv hast du ganz sicher kein Mainstream Tattoo gewählt. Typischerweise wird es mit seinen Attributen kenntlich gemacht. Das heißt, tätowiert wird häufig eine schwarze Robe mit langer Sense. Dieser hält er oftmals vor dem Körper oder trägt sie über der Schulter. Seine Robe verdeckt häufig das Gesicht, zu sehen sind lediglich die langen knochigen Hände eines Skeletts. Die Darstellung des Gesichts wird so entweder gesichtslos oder auch als Totenschädel dargestellt.
In der Regel wird der Sensenmann negativ assoziiert, da er das Leben mit seiner Sense durchtrennt. Diese Allegorie des Todes als Darstellung zu verarbeitender Ereignisse, wie diese im Mittelalter, haben jedoch in unserer heutigen Gesellschaft an Bedeutung und Notwendigkeit verloren.
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